"Im Galarock des heiteren Verschwenders, ein Blumenzepter in der schmalen Hand, fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders, aus seiner Kutsche grüßend, über Land."
Das Mai-Gedicht aus den 13 Monaten von Erich Kästner schickte mir Frau Hildegard Hamm-Brücher als Geburtstagsgruß - uns verbindet dasselbe Geburtsdatum. In der Vertonung von Jochen Breuer habe ich das Gedicht schon oft gesungen.
Es gibt aber nicht nur ein Mai-Gedicht, es gibt die komplette Gedichtsammlung "Die 13 Monate" von Erich Kästner. Jeder Monat bekommt sein "Gewand", in Reime gesetzt. Die Sammlung krönt - typisch Kästner - ein imaginärer dreizehnter Monat!!
Wer Kästners Lyrik mag, wird diese Gedichte mit Freude lesen.
Jedes Monatsgedicht hat seine ureigene Stimmung, seine spezielle Farbe, lebt durch Kästners Assoziationsketten .... und eignet sich bestens zum Vertonen.
Über Umwege bin ich auf Edmund Nick gestoßen. Er war Kästners Freund, schon vor und während der Nazizeit. Danach blieb er selbstverständlich sein "Leib und Magen-Komponist". Beide starben im Jahr 1974.
Einige Lieder (Chansons) von Edmund Nick, z.B. "Der Herbst" (wieder Kästner), kannte ich, auch eine Vertonung von Rilkes "Karussell (...und dann und wann ein weißer Elefant...) und hatte sie gelegentlich im Programm.
Nun fand ich heraus, dass Edmund Nick die "Monats-Gedichte" von Kästner allesamt vertont hat. Von seiner Tochter Dagmar Nick, die ich in München ausfindig machen konnte, erhielt ich die handgeschriebenen Noten dieser Lieder, zwölf an der Zahl.
Der "Wunschmonat, der 13.", kann und soll gesprochen werden." Es ist ein echter Lieder-Zyklus, das meint auch Frau Dagmar Nick, wäre darum eher nicht von einem Chanson-Sänger, was man sich auch vorstellen könnte, sondern von einem klassischen Sänger zu interpretieren.
Inzwischen habe ich Frau Dagmar Nick in München getroffen und mit dem Pianisten Gerold Huber gesprochen. Er wird mich begleiten, wenn die Lieder dann aufgeführt werden.
Beim Erarbeiten der Lieder von Edmund Nick werde ich immer wieder bestärkt in dem Gefühl, einen wirklichen "Schatz" gefunden zu haben.
Mit höchster Wertschätzung sprach auch Helmut Reinold, früherer Redakteur beim WDR, über die Künstlerpersönlichkeit Edmund Nick. In einer Radiosendung von Helmut Reinold über Edmund Nick vom 24.11.1984 heißt es: "...am meisten aber hing Nick an seinen Liedern und seinen Chansons, die zu ernst und lebensklug waren, um populär zu werden. Und wenn Nick bedauernd meinte, er säße eben zwischen den Stilen und damit zwischen den Stühlen, dann war das wohl deshalb nur so, weil er auf einem ganz eigenen Stuhl saß."
Im Juni 2008 hat die erste gemeinsame Probe im Hause von Frau Dagmar Nick mit dem Pianisten Gerold Huber stattgefunden. Eine CD wird im Jahre 2009 produziert.
Hier ist ein Liederzyklus "ganz klassisch" mit klarem- von den 12 "Protagonisten" vorgegebenem - Programm. Jedes Lied ist eine Kostbarkeit.
Nick hat es verstanden, den Texten Kästners noch mehr Farbe, Bedeutung und Tiefe zu geben, für mich ist unzweifelhaft:
Diese Lieder sind eine Entdeckung!!
Die große Erstaufführung in München fand im Jahre 2009 in der "bayerischen Akademie der Schönen Künste" statt.
Ulrich Schütte